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Werner von Siemens - aus dem Leben eines Erfinders

Elternhaus und Schule

Christian Ferdinand Siemens (1787-1840), Werners Vater, war Landwirt und heiratete 1812 Eleonore Deichmann. Werner Siemens wurde in Lenthe bei Hannover als zweites von 14 Kindern am 13. Dezember 1816 geboren. Seine Kindheit stand ganz im Rahmen einer landwirtschaftlichen Großfamilie.

Die schlechte wirtschaftliche Lage der Familie erschwerte die Schulbildung der Kinder. Grundschulkenntnisse vermittelte zunächst die Großmutter Deichmann. Die stärksten Eindrücke seiner häuslichen Schulzeit empfing Werner Siemens 1829 durch seinen Lehrer Sponholz, insbesondere aus dessen begeistert vorgetragenen Geschichten deutscher Vergangenheit.

Nach seiner Konfirmation verließ er 1832 das vom Landleben geprägte Elternhaus. Er besuchte das Katharineum in Lübeck, ein Gymnasium mit altsprachliche Schulbildung. Hier kam dem jungen Mann zum Bewusstsein, dass seine Lebensaufgabe dereinst einmal eine naturwissenschaftliche, vielleicht eine technische Ausrichtung haben müsste.

Im Sommer 1839 starb nach längerem Leiden seine geliebte Mutter an Entkräftung und im Januar 1840 folgte ihr der von Kummer und schweren materiellen Sorgen erschöpfte Vater. Das noch der Mutter gegebene Versprechen, nötigenfalls Vaterstelle an seinen jüngeren Geschwistern zu vertreten, nahm Werner Siemens sehr ernst. Besonders der Ausbildung von drei Brüdern, Wilhelm, geb. 1823, Friedrich, geb. 1826 und Carl, geb. 1829, die zeitweilig bei ihm in Berlin wohnten, nahm sich der junge Seconde-Lieutenant Werner Siemens an. Dass dieses bereits die ersten Schritte zur Gründung eines späteren Familienunternehmens waren, konnte er zu jener Zeit selbst noch nicht ahnen.

1852 heiratete Werner Siemens Mathilde Druman, mit der er 4 Kinder hatte.1865 starb Werner Siemens' erste Frau. 1869 hatte Werner Siemens das Glück, noch einmal zu heiraten. Mit seiner 2. Ehefrau Antonie Siemens hatte Werner Siemens zwei Kinder. Ende 1888 scheidete Werner von Siemens aus dem Familienunternehmen aus und übergab die Geschäfte seinen ältesten Söhnen.

Seinen Lebensabend gestaltete Werner von Siemens sich so angenehm wie möglich. Interessiert nahm er am Fortschritt der gesamten Technik, im Besonderen natürlich an den Errungenschaften der Naturwissenschaften und der Elektrotechnik, teil. Noch im hohen Alter, siebzigjährig, schwärmte Werner von Siemens in einem Brief von der "Gründung eines Weltgeschäftes à la Fugger", das ihn als jungen Menschen mitgeprägt und im späteren Leben stets zu energischem, unternehmerischem Tun angespornt hatte.

Am 6. Dezember 1892 starb er in seinem Haus in Berlin - Charlottenburg.

Die Anfänge seiner wissenschaftlichen Arbeit

Werner Siemens verließ 1834 das Lübecker Katharinen-Gymnasium mit Prima-Reife,was keinen formalen Abschluss bedeutet, um sich beim preußischen Militär zu bewerben. Somit verschafte er sich Zugang zu einer ingenieurwissenschaftlichen Ausbildung über den Eintritt in die preußische Armee. Die Ausbildung an der Militärakademie, wo nur ausgezeichnete Lehrer zu finden waren, sicherte ihm in Wissenschaft und Theorie einen beträchtlichen Vorsprung und schaffte eine solide Grundlage für seine Arbeiten, die er nach seiner Versetzung nach Berlin vor allem auf elektro-technischem Gebiet intensiviert und nunmehr systematisch vorantrieb. Den weiteren Weg zur Wissenschaft musste er sich im wesentlichen autodidaktisch bahnen.

Aus der Not wurde eine Tugend: in der Erkenntnis seiner physikalisch-technischen Begabung entschloss sich Werner Siemens neben seiner Funktion als Offizier im Nebenberuf noch Allround-Erfinder zu werden. Er war sich aber im Klaren, dass nur reale, nützlichen Zwecken dienende Neuerungen in frage kommen konnten, denen er sich zuwenden musste, wenn der gewünschte materielle Ertrag eintreten sollte. Zu diesen mehr oder weniger zusammenhanglosen Erfindungsspekulationen zählten beispielsweise eine Kunststeinpresse, ein Dampfmaschinenregler und ein anastatisches Druckverfahren.

Eine besondere Rolle in mehrfacher Hinsicht spielte die 1842 von Werner Siemens erfundene Methode zu galvanischer Vergoldung und Versilberung (Galvanoplastik).

Zu Ende seines 30. Lebensjahres, fragte er sich, ob er seine Fähigkeiten hinreichend effektiv nutzte und auch, ob es unter Umständen besser wäre, seine technischen und unternehmerischen Ambitionen außerhalb des Militärs zu entwickeln. So schrieb er am 14. Dezember 1846 an seinen bereits seit 1844 ständig in England lebenden Bruder Wilhelm: "Ich bin jetzt ziemlich entschlossen, mir eine feste Laufbahn durch die Telegraphie zu bilden, sei es in- oder außerhalb des Militärs. Die Telegraphie wird eine eigene, wichtige Branche der wissenschaftlichen Technik werden und ich fühle mich berufen, organisierend in ihr aufzutreten, da sie meiner Überzeugung nach noch in ihrer frühesten Kindheit steckt."

W. v. Siemens - Der Firmengründer

1847 traf er mit dem Mechanikus Johann Georg Halske (1814 - 1890) zusammen, der sich für die Konstruktion des Zeigertelegraphen von Werner Siemens begeisterte und gründeten die erste Werkstatt unter der Firma "Telegraphen-Bau-Anstalt Siemens & Halske" - die Keimzelle der heutigen Siemens AG, der ältesten noch bestehenden Elektrofirma der Welt in Berlin. Der Name "Siemens" wird zu einem festen Begriff in der Elektrizitätslehre durch die Submarine-Kabelstudien und seine vielseitigen messtechnischen Untersuchungen. Als die Berliner Universität 1860 den Tag ihrer Gründung zum 50. Male feierlich beging, wurden die wissenschaftlichen und industriellen Verdienste von Werner Siemens anerkannt durch die Verleihung der Würde eines Doktors der Philosophie ehrenhalber. Eine solche Auszeichnung ist eine Seltenheit.

1864 trat Johann Georg Halske von der Leitung der englischen Filiale zurück. Das Londoner Geschäft wurde unter dem Namen Siemens Brothers fortgeführt, war aber ein reines Familienunternehmen.

W. v. Siemens - der Erfinder

Die bedeutsamste Entdeckung von Werner Siemens, das dynamoelektrische Prinzip, fand in Gestalt der ersten 1866 gebauten Dynamomaschine im Deutschen Museum zu München einen Ehrenplatz.

1867 hatte Werner Siemens einen Schreibtelegraphen besonderer Art entwickelt, der nach dem Prinzip des polarisierten Relais arbeitet und auch die Empfindlichkeit eines Relais aufweist. Vom Technischen her hatte Werner Siemens die Absicht, ein völlig neuartiges Telegraphiesystem auf der nahezu 11 000 km langen Linie London - Berlin - Thorn - Odessa - Kertsch - Tiflis - Teheran - Bushir - Karatschi - Kalkutta einzuführen.

Der Lebenslauf von Werner Siemens spiegelt die Geschichte der Indo-Linie den großzügigen, risikobereiten Unternehmer wieder, der im Zusammenwirken mit seinen Brüdern in England und Russland und seinem als Unterhändler nach Persien gesandten Neffen Georg Siemens ein weltweites Nachrichtensystem konzipierte und technisch und wirtschaftlich zum Erfolg führte.

Am 2. Juli 1874 wurde Werner Siemens vom Kaiser und König zum Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften ernannt.

1877 erfolgte die Berufung zum Mitglied des Patentamtes und damit wurden die Bemühungen um eine wirksame Patentgesetzgebung in Deutschland intensiviert und führte schließlich in enger Zusammenarbeit mit dem Verein Deutscher Ingenieure zur Erarbeitung eines modernen deutschen Reichspatentgesetzes und gleichzeitig zur Bildung eines Deutschen Reichspatentamtes. Werner Siemens entwarf einen Plan eines "Deutschen Museums", welches nicht nur die Geschichte der einzelnen technischen Arbeitsgebiete sondern auch deren neuesten Stand darbieten sollte.

1878 wurde die Kupferelektrolyse mit einer 1000 A leistenden Dynamomaschine betrieben und zu wirtschaftlich steigenden Ergebnissen gebracht. Werner Siemens ist Mitbegründer des Elektrotechnischen Vereins und prägte mit "Elektrotechnik" einen neuen Sammelbegriff für alle Kriterien der Stark- und Schwachstromtechnik.

1887 wird Werner Siemens Mitglied des Kuratoriums der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt und im Mai 1888 wird er durch Kaiser Friedrich in den erblichen preußischen Adelsstand erhoben.

Zusammenfassung ausgewählter Erfindungen und Entdeckungen von Werner von Siemens

 

 

Die Grafiken wurden dem Siemens - Forum München entnommen.